Man hatte uns gewarnt vor den Canelo Hills. Eindringlich gewarnt.
All you did so far was easy rolling! The Canelos will be brutal!
Dies hatte uns Hammermann#3 von Tag 6 eingebläut.
Der Schrecken sass uns seither im Nacken und wir erwarteten das Schlimmste. Es sollte noch schlimmer kommen.
Während drei Stunden suchten wir im dichten, mannshohen Dickicht nach dem Trail durch die westlichen Canelo-Hills. Zerkratzten uns Beine, Arme, Kleider und die Moral. Ohne GPS würden wir wohl jetzt noch suchen. Im Prinzip ist diese Sektion momentan unfahrbar. Oft mussten wir unsere Reisegäule absatteln und schieben. Nicht gerade unsere bevorzugte Fortbewegungsart, wenn der stündliche Meilenschnitt unter zwei Meilen sinkt und der Bikezähler droht, in den Schlafmodus zu fallen.
Eeeeendlich erreichten wir den Canelo-Pass, die Hälfte unserer Tagesetappe. Keine Frage, dass wir nun nach einem schnellen Ausweg aus der Hölle suchen mussten.
Doch es kam anders. Hätten wir den Canelo-Pass direkt nach dem Meadow Valley erreicht, hätten wir garantiert die Passstrasse als Ausstieg benutzt und die zweite Sektion ausgelassen. Doch schon vor der Hälfte wurde der Trail freundlicher. Je höher wir aufstiegen, desto weniger wurde das dichte hohe Gras, welches für das anfängliche Desaster verantwortlich gewesen war. Wir passierten alte Minen und zerfallene Farmen auf hübschen Anhöhen und querten wunderschöne Flussläufe. Das sind eben auch die Canelos. Wunderbar! All diese Eindrücke galt es nun bei besagter Passstrasse gegen das “ Gras des Todes“ abzuwägen. Wie wird der zweite Teil? Hübsch oder Hölle? Das Kartenstudium liess kein definitives Urteil zu. Also entschieden wir aufgrund blanker Fakten. Wir hatten genug Wasser, genug zu Mampfen und genug Zeit. Ausserdem war dies ja der letzte Tag auf dem Arizona Trail. Der Schlussteil zur Grenze und die anschliessende Rückfahrt nach Sierra Vista würde ausschliesslich auf Strasse stattfinden.
So bogen wir mutig auf den zweiten Teil der Canelo Sektion ein und wurden bald für unseren Mut belohnt! Dieser Abschnitt war pure Trail-Magie. Sicherlich eines der besten Segmente des ganzen Arizona Trails. Kein hohes Gras, sondern ein gut ausgebauter Trail mit flowigen Abfahrten durch herrliche Landschaften liess unser Trailherz höher schlagen. Nach 2.5 Stunden spuckte uns der AZT direkt bei unserem Tagesziel, dem Parker Canyon Lake, aus. Krass, in der ersten Hälfte schafften wir in dieser Zeit gerade mal einen Bruchteil der Distanz. Am See angekommen, galt unsere Aufmerksamkeit zuerst dem Auffüllen unserer Energiespeicher, bevor wir uns ein Bad im herrlich kühlen See gönnten. Noch vor dem Eindunkeln hatten wir dann auch unsere 400 Gramm Behausung bezugsbereit gestellt und tauschen seither mit unseren Campingnachbarn Bier gegen „weise?“ Worte aus. Wer das Bier besitzt, müsst ihr selber herausfinden… 😉
Prost und guet Nacht wünschen euch
Mat&Dani
Chapeau!
Schöner und toller Bericht sowie Fotos :-).
Dort will ich auch mal hin.
LG Wolfgang