Colorado Trail 2006

Im September 2006 starteten Werner und ich zum Abenteuer Coloradotrail. Wir hatten vom Coloradotrail in der Zeitschrift „BIKE“ gelesen und wollten unbedingt dahin. Damals war Bikepacking für uns noch gänzlich unbekannt und von praktischen Bags oder Leichtbau war keine Rede. Statt GPS mit integrierter Karte, wie dies heute der Fall ist, wurden laminierte Papierkarten mitgeführt und die Wasserfilter, welche wegen des Beaver Fever Pflicht sind, brauchten damals ewig um ein paar Deziliter Wasser zu filtern.

Da dies für beide der erste Trip in dieser Form war, zahlten wir auch eine Menge Lehrgeld. Unsere mühsam organisierten Nahrungsmittel wurden beispielsweise vom Zoll beinahe beschlagnahmt.

Gerade deswegen blieb diese Reise für mich wohl bis heute unvergessen. Es ist quasi die Mutter aller meiner Bikepacking-Abenteuer.

Vor ein paar Wochen fand ich mein kleines Notizbuch wieder, in welchem ich während unserer Reise jeden Abend ein paar Zeilen aufschrieb. Eigentlich handelt es sich dabei um das kleine Colorado Trail data book, ich welchem der CT Segment für Segment beschrieben ist. Ich habe darin für jeden Tag ein Post-it mit einem Tagebucheintrag eingeklebt.

Es ist schlecht geschrieben und ich musste schmunzeln, als ich 13 Jahre später die Einträge las. Eigentlich bin ich pausenlos am jammern! 🙂 Ich habe mich entscheiden, die Tagebucheinträge, so wie sie damals entstanden, fast 1:1 niederzuschreiben und nicht viel anzupassen. Was hier nun folgt, ist das Resultat davon. Für viele vielleicht unnütz, für mich unbezahlbar…

Tagebucheintrag 02.09.2006 – 25km / 660hm

Puuh, so mit Gepäck zu fahren ist ziemlich anstrengend!

Wir sind heute Morgen um 06.30 Uhr aufgestanden. Trotz Zeitverschiebung habe ich im Hotel gut geschlafen. Weil wir am Vorabend den Anschlussflug verpasst haben, sind wir erst spät ins Hotel gekommen. Danach hiess es, Velos zusammen bauen und packen für den Trail. Der heutige Tag hat dann bescheiden begonnen. Noch im Hotel merkte Werner, dass seine Camelback Trinkblase ein Loch hat. Reparaturversuche waren vergebens, kosteten nur Zeit und liessen uns fast den Bus nach Littleton verpassen. Nachdem wir die Koffer im Hotel untergebracht hatten, fuhren wir los. Das Fräulein im Hotel hatte uns den Weg zur Bushaltestelle mit zwei Meilen beschrieben. Daraus wurden dann fünf Meilen und wir mussten echt stresen, um den Bus noch zu kriegen. Draussen war es stark bewölkt und bitterkalt. Mein Fahrradzähler meldete immerhin elf Grad. Im Bus konnten wir ein wenig relaxen. Die ebenfalls zurückgekehrte Vorfreude wich bereits wieder als es draussen zu regnen begann. Zum Glück hielt sich der Regen in Grenzen. Es war eher ein Nieseln als wirklicher Ragen. In Littleton angekommen, brachten wir den Einkauf und das Senden unserer Nachschubpakete hinter uns. Gleichzeitig fanden wir heraus, dass Werners Leichbauschloss nichts taugt! Somit war das Ende des kurzen Schlosslebens besiegelt. Jetzt mussten wir noch die Gaskartusche für den Kocher, welche mir die „freundliche“ Dame am Flughafen – unter Androhung sämtlicher wüsten Sachen dieser Erde – beschlagnahmte und Werners Camelback wiederbeschaffen. Nach ein paar meilen herumradeln konnten wir auch dies erledigen. Nun füllte wir noch unsere hungrigen Mägen mit Burritos und machten uns auf den Weg zum Colorado Trail. Wir waren noch gut in der Zeit und so begannen wir gleich mit Segement 1 des CT. Zuerst stieg es auf einer breiten Strasse leicht an, danach begann der Singeltrail. Ein happiger Aufstieg gefolgt von einer unheimlich geilen Abfahrt. Leider war es teilweise nur noch sieben Grad kalt und der Ragen nahm ebenfalls zu. Wir schlugen unsere Zelte daher am Ende von Segment 1 auf. Das Biken mit Gepäck ist sehr anstrengend! Runter geht’s aber super. Hoffentlich wird das Wetter besser!!!

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 03.09.2006 – 71km / 1750hm / 5h48min

ÜBEL, ÜBEL ÜBEL!

Heute haben wir statt meiner geplanten 93 Kilometer „nur“ 71 Kilometer geschafft. Wir sind dennoch am geplanten Übernachtungsort, auf dem „Goose Creek Campground“, oder besser gesagt kurz davor, weil die Sonne da noch so schön schien. Als wir am Morgen erwachten, war alles nass vom Kondenswasser. Ich fluchte über das Zelt! Ausserdem war es 4 Grad Celsius kalt. Um 07.00 Uhr kann man ja auch nicht viel mehr erwarten. Da die Sonne noch weit und breit nirgends war, mussten wir das Zelt nass einpacken. Wenigstens war das Wetter super. Wir kochten unsere Oatmeals und Kaffee, stellten aber fest, dass auch zwei Portionen Oatmeal zu wenig sind! Um 09.00 Uhr ging’s dann los. Gleich wieder ruppig und auf Trails bergauf. Segment 2 erwies sich als sehr anstrengend und wir kamen nur langsam voran. Dafür war die Gegend superschön! Am Ende von Segment 2 waren wir schon ziemlich angezählt, darum belohnten wir uns mit einem Cliffbar. Weiter ging’s…das Segment 3 war supertoll! Leicht abwärts mit viel Flow. Besser geht’s fast nicht. Schon bald erreichten wir Meile 10,8 des Segments, wo wir den Coloradotrail verlassen mussten und die Wilderness-Umfahrung starteten. Erst füllten wir aber noch Wasser auf und wechselten auf die schmalen Pneus, damit es schön locker rollt. Leider rollte es dann aber gar nicht! Trotz des schönen Wellington Lake verging uns bald das Lachen. Die Detour stellte sich als Tortur heraus! Loser Schotter liess unsere Slicks nicht wie erhofft rollen. Stattdessen war die Route gespickt mit steilen Rampen, die mit unserem Gepäck tödlich sind. Ausserdem brannte die Sonne gnadenlos. Total KO kamen wir am Ziel an. Sofort stellten wir die Zelte auf, die dann auch schön an der Abendsonne trockneten. Danach wurde gekocht. Das war supergut! Nachdem die Sonne weg war, wurde es auch gleich wieder frostig kalt. So legten wir uns früh zu Bett und träumen, dass alles besser wird, denn so schaffen wir den ganzen CT nicht. Mal schauen wie es morgen wird…

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 04.09.2006 – 86km / 2100hm / 5h05min

Kompromisse muss man eingehen!

Wieder standen wir um 07.00 Uhr auf. Das hat sich mittlerweile so eingependelt. Danach hiess es morgenessen, Zelt nass abbauen (nicht so nass wie am Vortag, weil die Sonne früh kam) und alles packen. Um 08.30 Uhr ging’s dann los, weiter auf der mühsamen Umfahrung. Schon am Vortag haben wir gemerkt, dass wir die geplanten Distanzen nicht schaffen. Auf dem Trail selber liegen zwischen 50-70km, mit Umfahrungen maximal 85km drin. Mehr geht mit diesem Gepäck einfach nicht! Nach circa 15 Meilen kamen wir auf eine Teerstrasse. Wir hielten eines der Fahrzeuge an und der nahm uns prompt etwa 10 Meilen mit. Danach hies es wieder „gümmelen“, jetzt auf Teer, dafür mit Gegenwind. Das ging uns tierisch auf den Sack! Wir kamen einfach nicht vorwärts. Gegen Mittag kamen wir an einem kleinen Haus mit einem Laden vorbei. Wir wollten eh was essen und schauten rein. Wow, der Mann hatte Pizza! Wir schlugen uns also den Magen mit Pizza voll, tranken Dr. Pepper und fragten den netten Typen, ob er uns ein paar Meilen fahren würde? Gegen Bares, versteht sich. Der Mann war einverstanden, uns bis auf den Kenosha Pass zu fahren. Unterwegs in seinem uralten 68er Pickup fragte er uns plötzlich, ob wir nicht gleich auf den Georgia Pass wollten? Der ist ja irre hoch. Wir willigten ein, um noch mehr Zeit zu sparen. Oben auf dem Pass hiess es dann wieder Pneu wechseln. Wir waren wieder auf dem CT angelangt. Es folgte ein Spitzen Downhill zum Goldhill Trail Head. Nun reichte die Zeit sogar noch für die „10 Mile Range“ Umfahrung und wir kamen um etwa 17.00 Uhr in Copper Mountain an. Dort kauften wir nach langem Herumfahren im Dorf bei einer Tankstelle ein , schlugen dann die Zelten am Bach auf und kochten Abendessen. Ich wurde beim Suchen eines Sitzplatzes von zwei Bienen gestochen. Hoffentlich nicht die tödlich giftigen!!

Fazit: Mit unserem Zeitplan geht es nicht ohne „shutteln“. Alles zu fahren würde Ruhetage und ca. 3 Wochen Zeit brauchen. Wir sind nun erstmal gut in der Zeit uns sollten morgen Leadville erreichen. Mal schauen…

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 05.09.2006 – 58km / 1317hm / 5h17min

Biken in sehr dünner Luft!

Die halbe Nacht hatte ich gefroren! Eigentlich war ja alles wie immer. Kleidung im Schlafsack, Zelt… Beim Aufstehen war dann alles klar. Dicker Frost bedeckte das Zelt und die Temperatur war um 07.30 Uhr immer noch unter Null Grad! Brrrr… Nichts desto trotz zogen wir uns warm an, packten unsere Sachen, kochten Morgenessen und waren schon bals abfahrbereit. Jetzt zeigte sich auch wieder die Sonne und es wurde rasch wärmer. Wir kauften noch bei der Tankstelle von gestern ein und starteten dann Segment 8. Das sieht zwar auf dem Papier nicht sehr spektakulär aus, mit dem Searle Pass, dem Elk Ridge und dem Kocmo Pass geht’s aber ganz schön zur Sache. Vor allem die Höhe von bis zu 3700m ist ziemlich grob. Während Werner die Höhe vor allem bei der Leistung spürt, ist bei mir das Problem eher bei der Wahrnehmung. Vor allem beim Herunterfahre musste ich aufpassen! Erst ging es aber lange hoch, durch ein schönes Tal mit Bieber Bauten und einer Cabin. Danach wurde es hochalpin. Die Abfahrt darauf war wieder mal traumhaft und wir landeten bei Camp Hale. Nach einer kurzen Pause ging’s die Strasse hoch zum Tennessee Pass. Es war heiss und wir waren müde. Noch eine Abfahrt mit Gegensteigungen und schon erreichten wir ziemlich KO Leadville. Wir kauften ein, checkten im Hostel ein und duschten vergnügt. Immerhin die erste Dusche seit vier Tagen! Danach ab ins Internet, Nachtessen bei Rosie’s und schlafen. Ich hab ziemlich Kopfweh von der Höhe!

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 06.09.2006 – 54km / 1169hm / 3h54min

It’s raining!

Nach einer wunderbaren Nacht im Kingsize Bed des Leadville Hostels machten wir unsere Oatmeals mit Früchten in der Küche. Das Wasser brauchte circa dreimal so lange zum Kochen als auf unserem Kocher. Nach dem Essen hiess es packen und Gas kaufen, danach brachte uns „Wild Bill“ zur Post, wo wir unser Kleiderpaket nach Durango sendeten, und anschliessend zum Halfmoon-Creek-Trailhead des CT. Schon am Morgen waren Wolken aufgezogen und nun am Trailhead tropfte es bereits. Wir waren aber sicher, dem Gewitter „entbiken“ zu können, und fuhren los. Das Segment war genial! Der Trail führte uns auf und ab, durch Birkenwälder, deren Blätter sich bereits gelb färbten und wir durchquerten Moorlandschaften mit Biberbauten. Allerdings wurden auch die Donnergeräusche immer bedrohlicher. Wir jagten nun regelrecht dem Gewitter davon, den Twin Lakes entlang. Hinter uns eine unheimliche Gewitterwand. Es gab kein Entkommen und so liessen wir den zweiten Teil des Segments aus und fanden einen verrückten Warenhändler, der uns hinten in seinem Truck mitnahm, nach Buena Vista. Dort angekommen begann es gleich zu regnen und so stärkten wir uns in einem Restaurant. Als „arme verregnete Biker“ kriegten wir sogar den Kaffee gratis! Kurz darauf wurde es bereits wieder hell draussen und so wagten wir uns, nach einer 7 Meilen Fahrt zurück in die Berge, wieder auf den CT. Segment 13 stand nun an. Keine fünf Minuten, nachdem wir auf dem Trail waren, begann es wieder zu donnern und bald darauf auch zu regnen. Wir verpackten uns und das Gepäck wasserdicht und fuhren weiter. Es regnete nur leicht und wir freuten uns über die super Trails und die Tatsache, dem Regen entkommen zu sein. Das änderte sich jedoch am Ende des Segments. Plötzlich schüttete es in Strömen! Wir checkten im ersten Hotel in Mt. Princeton Hotsprings ein und kamen so ungeplant zu einem Bad in den heissen Quellen. Hoffentlich wird das Wetter besser…

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 07.09.2006 – 48km / 1200hm / 4h30min

Auf und Ab!

Als wir am Morgen erwachten, war uns das Wetter wieder freundlich gesinnt. Wir holten unsere Breakfast-Lunchbeutel ab und kochten unsere Oatmeals. Danach packten wir unsere Sachen und bikten los. Nach einer kurzen Kartenkonsultation fanden wir auch den CT wieder. Erst einmal ging es mächtig steil bergauf und wir mussten viel laufen. Sowieso erwies sich Segment 14 als ruppiger als andere Segmente. Es gabt viele Laufpassagen und steile Abfahrten. Wir trafen auch zum ersten mal Pferde an. Der Trail war aber wiederum genial angelegt. Es ging durch Birkenwälder, über offene Weiden, gefolgt von dichten Tannenwäldern. Auch überquerten wir zahlreiche Bäche. Gegen Mittag war Riegel futtern angesagt. Wir rasteten auf einer baumlosen Anhöhe und liessen die mittlerweile zurückgekehrte Sonne ihren Dienst tun. So macht es echt Spass! Bereits um 14.00 Uhr, wir erreichten gerade „Angel of Shavano“, zeigten sich aber bereits wieder schwarze Gewitterwolken. Unbeirrt setzten wir unsere Tour fort. Es würde zu regnen beginnen, das war klar. Die Frage war nur wann. Kurz vor dem Ende des Segments, welches uns bis zum US-50 Highway führte, erreichten wir eine Art Campingplatz mit massenhaft Wohnmobilen und einem Zirkuszelt. Ehe wir überlegen konnten, was das wohl abging, klärte uns ein älterer Herr, mit einer ganzen Reihe farbiger Plaketten auf der Brust, auf. Wir waren beim jährlichen Treffen der „Mountain Goats“ gelandet. Die luden uns zu einem Kaffee ein. Weil es aber bereits wieder zu tröpfeln begann, verabschiedeten wir uns und fuhren weiter. Kurz darauf erreichten wir dann den US-50 und bald fanden wir auch ein nettes Paar, welches uns hinten auf ihrem Pickup mit hoch zum Monarch Pass nahm. Dort solle ja unsere Lodge auf uns warten. Kaum losgefahren, passierten wir jedoch bereits die Lodge, welche sich scheinbar doch nicht auf der Passhöhe befand. Anhalten ging aber nicht und so hiess es oben, auf dem Pass angekommen, umdrehen, warm anziehen und wieder runter brettern. Wir checkten in der Lodge ein, kochten unser Abendessen und sahen durch das Fenster, wie es mittlerweile in Strömen regnete.

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 08.09.2006

Ungeplanter Ruhetag wegen Regens!

Heute sassen wir in der Monarch Mountain Lodge fest. Es schüttete den ganzen Tag in Strömen. Nach einem deftigen Morgenessen schauten wir im TV Tennis, relaxten und versuchten, ein Transportmittel nach Lake City oder Silverton zu organisieren. Auch ein Telefonat nach Hause konnten wir, nach einigen Fehlanläufen, führen. Dank den netten Leuten in der Lodge, fanden wir mit Rick einen Fahrer, der uns morgen gegen harte Währung nach Silverton fährt. Immerhin ein 7 Stunden Job für ihn. Nach einem wiederum deftigen Nachtessen sahen wir noch etwas fern und packten dabei für die Reise von morgen. Vor dem Fenster konnten wir Kolibris beobachten. Der Monarch Crest Trail scheint ein Traum zu bleiben…schade!

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 09.09.2006 – 35km / 1000hm / 2h28min

Transfertag!

Heute war Transfertag. Wir wollten endlich den Regen hinter uns lassen. Die Continental Divide war mittlerweile weiss überzogen und ein Weiterkommen per Bike auf dieser Höhe undenkbar. So starteten wir um 06.30 Uhr in Ricks Van von Monarch in Richtung Silverton. Die Fahrt führte uns über Gunnison, Montrose und Ouray und dauerte fast vier Stunden. Unterwegs war das Wetter teilweise top und die Fahrt über den „Million Dollar Highway“ toll. Aber in Silverton angekommen, hingen bereits wieder Wolken am Himmel. Wir verabschiedeten uns von Rick und seiner Begleitung und warteten vor unserer Unterkunft, dem „Bent Ellbow Hotel“, bis sie öffnete und checkten anschliessend ein. Das Zimmer hatte zwar nur ein Bett, war sonst aber tiptop. Wir kochten uns eine Mahlzeit und schwangen uns danach, trotz zunehmend schlechten Wetters, auf unsere Bikes. Wir machten zuerst eine Stadtrundfahrt, bei der wir die Abfahrt des mit Dampf betriebenen Zugs beobachten konnten. Danach fuhren wir in Richtung Howardsville, wo wir eigentlich auf der CT Route hergekommen wären. Wir passierten diverse alte Minen, welche die Gegend sehr interessant machen. In Howardsville angekommen, nahmen wir den Aufstieg zum Stony Pass in Angriff. Wie alle Jeep Trails ging es auch hier steil bergauf. Ohne Gepäck ging es aber easy. Das Wetter wurde nun immer schlechter, je höher wir aufstiegen und plötzlich begann es dann zu schneien. Im dichten Schneetreiben erreichten wir den 12600 Fuss (3870m) hohen Stony Pass. Dort war es ziemlich frisch! Wir zogen die Gore Tex Jacken an und machten uns auf dem selben Weg zurück wie wir gekommen waren. In der Abfahrt vom Pass war es nun extrem kalt. Vor allem an den Fingern. Aus dem Schnee wurde langsam wieder Regen und als wir endlich wieder das Hotel erreichten, waren wir tropfnass. Nun hiess es aufwärmen, duschen und relaxen. Werner machte einen Abstecher ins Internetcafe und ich schaute im Hotelzimmer Tennis und versuchte dabei mit sehr wenig Empfang ein SMS abzusetzen…ohne Erfolg. Danach war kochen und schlafen angesagt. Das Wetter muss endlich besser werden!!!

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 10.09.2006 – 46km / 1500hm / 5h58min

Brrrrrrrrrr!!!

Yo, wenn es auf über 3500 Metern schlechtes Wetter ist, heisst das an den Ranzen frieren! Aber eins nach dem anderen…
Als wir um 07.30 Uhr aufstanden und aus dem Fenster schauten, sahen wir einen blauen Himmel und die Sonne ging gerade auf. Also nichts wie los, auf den Colorado Trail! Wir kochten Müesli zum Morgenessen, tranken Kaffee und danach packten wir unsere Rucksäcke. Ein Päckchen mit Riegeln und Kleidern deponierten wir hinter dem Cola Automaten des Hotels. Wir werden es auf dem Rückweg abholen. Unsere Räder erhielten noch einen kleinen Service, dann fuhren wir los, in Richtung Molas Pass. Schon bald merkten wir, dass wir wieder mit Gepäck fuhren. Die Rucksäcke drückten schon nach kurzer Zeit. Nach 7 Meilen erreichten wir den Pass und bogen auf den CT ein. Unglaublich, bereits jetzt tröpfelte es wieder! Das Wetter ändert sich hier rasch! Der CT führte uns nun kontinuierlich bergauf bis auf 3750m. Der Pass dort hiess „Rolling Mountain Pass“, nur rollen wollte da heute gar nichts. Es war ein harziges Segment mit teilweise schlechten Trails, vielen Schiebepassagen und viel Dreck. Etwa ab 3500m säumte Schnee den Trail und wie bestellt, begann es oben auf dem Pass zu schneien. Wir zogen warme Kleider an und begannen mit der Abfahrt. Mittlerweile ging ein richtiger Eisregen über uns nieder. Der Trail war bald übersät von kleinen runden Eiskörnern. Das Thermometer zeigt noch vier Grad an. Die Abfahrt führte uns ziemlich weit hinunter und der Regen hörte irgendwann zum Glück wieder auf. Der Rest des Segments bis zum Bolam Pass verlief ähnlich mühsam. Immer wieder mussten wir die Bikes schieben! Bald begann es auch wieder zu regnen und schneien. Uns graute vor der Nacht im Zelt bei diesen Bedingungen. Es war wirklich bitterkalt. Auf der Karte sahen wir, dass sich in der Nähe eine verlassene Mine befand. Wir fuhren hin und fanden eine kleine Hütte dort. Sie hatte zwar keine Fenster, war innen aber trocken. Während es draussen schneite, stellten wir also kurzerhand unsere Zelt im Innern dieser Hütte auf. Wir befestigten sie mit Nägeln, welche wir fanden. Danach „renovierten“ wir die Hütte noch ein wenig mit rumliegendem Holz, Plastik und Wellblech. Danach konnten wir endlich zu Abend essen und gingen anschliessend zu Bett.

Wir sind aktuell auf 3300 Metern. Darum bitte besseres Wetter für morgen, denn nochmals finden wir wohl keine solche Hütte

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 11.09.2006 – 46km / 1300hm / 5h10min

Verfahren! 🙁

Als wir am Morgen aufstanden, war es zwar bissig kalt, aber das Wetter dafür wunderschön. Kein Wölkchen am Himmel war zu sehen. In der Nacht hatten uns Mäuse auf Trab gehalten. Offensichtlich war die Hütte ihr Territorium. Jedenfalls war am Morgen einiges an Kehricht – vor allem die Verpackungen der Mahlzeiten – verschwunden. Bald kam die Sonne und gleich wurde es wärmer. Wie immer kochten wir unsere Oatmeals, tranken Kaffee und freuten uns über unser Glück von gestern mit dieser Hütte. Das wäre eine bittere Nacht geworden, hoch oben am Celebration Lake. Da hätte es definitiv nichts zu feiern gegeben! Nachdem wir unsere Sachen gepackt hatten, fuhren wir los. Unsere Bikes hatten am Vortag ziemlich gelitten. Unser Kettenöl wird knapp! Kurz nach der Abfahrt ging es steil berghoch. Der Boden war immer noch sehr matschig, so dass wir einige Stücke laufen mussten. Aber das machte uns gar nichts aus bei dem Topwetter. Leider ging es in der Folge nicht ganz planmässig weiter, denn wir bogen falsch ab. Trotz Karten, Roadbook und GPS Kontrolle bemerken wir den Fehler viel zu spät. Der Wiederaufstieg um von der falschen Schlucht Seite wieder auf die Richtige zu kommen, kostete uns über eine Stunde Zeit, viel Kraft und noch mehr Moral. Sowieso fanden wir dass die Segmente hier teilweise schlecht markiert sind. Immerhin gin es jetzt wieder auf dem richtigen Trail weiter und der Trail wurde nun ebenfalls besser fahrbar. Der Aufstieg zum Blackhawk Pass bedeutete für uns aber wiederum viel Laufen. Die Abfahrt war dann dafür wieder genial. Wie im Roadbook beschrieben, füllten wir kurz vor dem Ende des Segments alle unsere Wasservorräte auf, weil das folgende Segment „trocken“ war. Auch am Ende des Segment 26 hatte wir wieder einige Orientierungsprobleme. Hier half uns aber das Not-GPS ohne Hintergrundkartenmaterial und so fuhren wir nach einem kurzen Riegel-Verputzungshalt gleich weiter. Das Segment 27 führte uns auf einem guten Trail – immer auf der Anhöhe entlang – weiter. Nachdem es zwischenzeitlich getröpfelt hatte, wurde das Wetter zum Glück wieder besser. Nach 10 Meilen im Segment drin machten wir Rast, bauten unsere Zelte auf und kochten das Abendessen. Unser Nachlager direkt am Abhang bot uns eine wunderbare Aussicht. Wir genossen diesen Moment sehr und freuten uns bereits auf den Sonnenaufgang, der genial zu werden versprach. Der nächste Tag sollte jedoch gemäss unserer Planung auch der letzte Tag auf dem CT sein.

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 12.09.2006 – 60km / 1150hm / 5h55min

Geschafft Yeah! 🙂

Wir sind in Durango angekommen. Bis es soweit war, brauchten wir aber noch einiges an Körner. Aufgestanden sind wir sehr früh. Dies, weil wir den Sonnenaufgang nicht verpassen wollten. Wir verfügten ja über ein 1A Panorama direkt beim Schlafplatz. Das Frühstücken und Zusammenpacken ging dann nicht mehr so schnell, darum konnten wir auch nicht früher als gewohnt losfahren. Der Start des Tages ging gut. Zwar führte der Trail immer noch bergauf, war aber immerhin fahrbar. So erreichten wir schnell das Cape of Good Hope, was sich als nicht mehr als eine Wiese entpuppte. Nach dem Cape wurde es allerdings harzig. Wieder waren viele Stellen für uns nur zu Fuss passierbar. Dies wenigstens bei bestem Wetter und einer traumhaften Aussicht. Wir fuhren und schoben unsere Bikes, immer weiter auf einem Kamm, von einer Anhöhe zur nächsten. Hoch und wieder runter und wieder hoch, immer steiler, steiniger und höher. Auf fast 3800 Metern über Meer erreichten wir endlich den letzten „Hoger“ unseres Kamms. Dann führte der Trail endlich bergab zum wunderschönen Taylor Lake. Wir füllten unsere Trinkflasche auf, assen Riegel und fuhren danach weiter. Nun ging es flacher weiter, dafür durch den Dreck, bis wir den Trailhead zum Segment 28 – dem letzten Segment des CT – erreichten. Nur noch schnell hoch zum Kennebec Pass und danach alles bergab bis Durango – dachten wir! Die Realität war dann etwas anders, denn es wartete noch ein fetter Gegenanstieg und viele Up’s and Down’s auf uns. Erst ging es aber erstmal runter, nachdem uns das GPS die richtige Abzweigung gezeigt hatte. Die Abfahrt vor der Gegensteigung war nicht schlecht. Sie führte uns in ein enges, einsames Tal mit vielen Pflanzen. Quasi ein Mini-Dschungel. Kaum hatten wir uns da durchgekämpft, führe uns eben besagte Gegensteigung wieder aus dem Tal heraus. Der Aufstieg war sacksteil, der Rücken schmerzte und die Steigung wollte einfach nicht enden. Irgendwann war dann auch diese Strapaze geschafft und nun folgte die Belohnung. Die geniale Abfahrt nach Durango. Viel Flow, ein Singletrail durch die Eichenwälder vom Feinsten. Wir trafen nun auch andere Biker an. Leider viel zu schnell erreichten wir Durango und checkten in der Econolodge ein. Wir duschten, gingen ins Wendy’s essen und kauften danach Eiscreme. Das haben wir verdient, oder?

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 13.09.2006 – Ruhetag

Dolce far niente in Durango

Um 08.30 Uhr standen wir auf und testeten danach das „Continental Breakfast“ vom Hotel. Es war nicht so schlecht wie befürchtet. Danach machten wir uns auf in die Stadt. Zuerst besuchten wir die Public Library, um ins Internet zu kommen, danach stand „Lädele“ auf dem Programm. Werner kaufte sich Sweatshirts und ich mir einen Hut. Zurück im Hotel fing das Organisieren von Plan-B an. Dieser Plan-B beinhaltete das frühzeitige Abreisen mit dem Mietwagen von Durango nach Poncha Springs, um doch noch den Monarch Crest Trail abrocken zu können. Somit mussten wir:

1. Das Auto einen Tag früher mieten
2. Den Shuttle in Poncha Springs hoch zum Monarchpass ordern
3. Einen Shuttle zum Flughafen, zum Mietwagen, organisieren

Nachdem das alles erledigt war, gingen wir die Bikes und Kleider waschen. Bald darauf holte und der Chauffeur des Flughafen Shuttles ab. Der kurze Trip kostete 35$! Und der Fahrer war danach beleidigt, weil wir bei den Wucherpreisen nicht auch noch ein Trinkgeld springen liessen. Fünf Minuten später war dann der Mietwagen bereits unser und wir fuhren zurück ins Hotel. Dort hiess es Bikes verladen, packen. Danach ging’s noch zum Nachtessen in einen Subway und schon war der Tag gelaufen. Morgen heisst es um 04.15 Uhr aufstehen!!!

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!

Tagebucheintrag 14.09.2006 – 53km / 1300hm / 2h50min

Yo Regen!!!

Heute mussten wir um 04.15 Uhr aufstehen, weil eine lange Autofahrt nach Poncha Springs anstand. Der Plan war, um 9.30 Uhr dort zu sein um das Monarch Crest Shuttle nicht zu verpassen. Also fuhren wir im Dunkeln los in Richtung Silverton. Unterwegs konnten wir andauernd Hirsche beobachten, welche am Strassenrand standen. Zum Glück blieben sie am Rand! In Silverton angekommen, wollten wir unser deponiertes Paket hinter dem Cola Automaten abholen. Zu unserer Enttäuschung war es jedoch nicht mehr an seinem Platz. Jemand hatte uns wohl beim Deponieren beobachtet und das Paket danach entwendet. Ernüchtert fuhren wir also weiter…
Bei der Abzweigung nach Telluride stärkten wir uns mit Kaffee, Früchten und einer Apfelwähe. Das Wetter immer besser, je näher wir unserem Ziel kamen. Als wir schliesslich Poncha Springs erreichten, schien die Sonne von einem blauen Himmel. Wir verluden unsere Bikes auf den Shuttle und wurden anschliessend hoch auf den Monarch Pass gebracht. Dort startete der Monarch Crest Trail, auch Divide Trail genannt. Wir freuten uns, dass wir ihn doch noch fahren durften, nachdem der Wintereinbruch eine Woche zuvor dies verhindert hatte. Dieser Trail ist einfach sagenhaft. Viel Flow, immer auf der Anhöhe, tolle Aussicht, man kann einfach nicht genug davon kriegen! Viel zu rasch, dank wenig Gepäck, errichten wir den Marshall Pass, wo wir wieder unseren Freund, den Coloradotrail, erreichen. Es ging nicht minder toll weiter auf dem CT, bis fast nach Windy Ridge. Leider waren aber bereits wieder bedrohlich schwarze Wolken aufgezogen und als wir unsere Abzweigung – weg vom CT – auf den Silvercreek Trail erreichten, begann es bereits wieder zu tropfen. Vielleicht wären wir dem Regen entkommen, hätte sich Werner nicht ausgerechnet hier auf diesem supergeilen Trail einen Platten geholt. So flickten wir halt den Defekt und fuhren anschliessend im Regen weiter. Der Trail wurde immer steiniger und führte durch goldig gelbe Wälder. Der Regen war mittlerweile so stark, dass wir den geplanten Rainbow Trail ausliessen und stattdessen auf einer Dirtroad durch ein sehr schönes Tal hinab bis zum Highway 285 fuhren. Dieser brachte ins im sintflutartigen Regen zurück nach Poncha Springs. Der CT wollte uns wohl ein für allemal aus der Gegend raus schwemmen…
Wir luden unsere Bikes wieder in den Mietwagen und fuhren anschliessend weiter nach Leadville ins Hostel. Dort wollten wir übernachten. In der einheimischen Kleiderfabrik in Leadville kauften wir erst noch super kuschelige Sachen und schliefen danach toll…

Regen Regen Regen, hört das denn nie auf? Schade dass uns das Wetter nicht hold war auf diesem unvergesslichen Trip. Irgendwann kehre ich zurück, hoffentlich mit mehr Wetterglück…

Tagebuch 1:1 Originaltext aus dem 2006 jeweils Abends im Zelt/Hotel!