Bikepacking Grand Combin oder so Tag 1: Neue Freunde und glühende Bremsscheiben – Bikerherz was willst du mehr?

Wie unsere werte Leser- und Luegerschaft vermutlich mitgekriegt hat, ist unsere diesjährige Bikepackingtour mitsamt Blog einem fiesen Virus zum Opfer gefallen.

Satte drei Wochen später haben sich die Käfer verabschiedet und wir versuchen noch nachzuholen, was nachzuholen ist. In fünf Tagen vom Wallis in großem Bogen um den Grand Combin. Inklusive Blögli.

Der Güggel krähte im Glarnerland deutlich vor 5 Uhr morgens. Sein Berner Kollege konnte da noch in aller Ruhe von seinen Hennen träumen. Um an die Startlinie in Orsières am Fuß des Großen St. Bernhard zu gelangen, musste man im fernen Osten der Schweiz früh aus den Federn.

Als erstes mussten gleich 1700 Höhenmeter Aufstieg am Stück bewältigt werden. Zuerst kurz inmitten rasender und hupender Sportwagen auf der St.Bernhard-Autostrasse, dann auf Schotter, schließlich Trail. Je länger, desto steiler.

Auf dem Col de Mille erwartete uns ein sensationelles Gletscherpanorama. Und eine ebenso starke Abfahrt.

Es schüttelte und rumpelte, unzählige Wurzeln, Steinrampen und Spitzkehren forderten unsere Haltemuskulatur genauso wie Bremsen und Federelemente.

Da trafen wir auch zum ersten Mal unsere neuen Bike-Freunde aus dem grossen Kanton. Von denen mindestens einer seit einem halben Tag behauptet, Mat schon ewig lange aus seiner Bike-Rennfahrerzeit gut zu kennen. Woran sich dieser partout nicht erinnern kann oder will. Worauf wir uns bei der nächsten Abzweigung umgehend für SCHARF LINKS entschieden…

1500 Höhenmeter weiter unten spuckte uns der Trail gut durchgeschüttelt in Le Châble wieder aus. Von unseren zwei Freunden keine Spur mehr.

Hungrig stürmten wir in einen Kiosk und stärkten uns mit proteinreichen Sandwiches und Panaché. Dankend nahmen wir anschließend das Angebot an, die Gondel ins Skigebiet Verbier zu benutzen, um eine weitere Abfahrt anzuhängen, welche wir vom Gegenhang aus erspäht hatten.

Was nun folgte, hatte sich gewaschen. Es rumpelte gewaltig, wir dankten unseren Bremsen und Federelementen, welche Schwerstarbeit verrichten mussten.

Häufig an der Grenze der Fahrbarkeit, aber dank unseren Endurobikes immer im Flow. Genauso mögen wir’s. Auch wenn wir ab und zu unseren Bremsen einen Kühlhalt gewähren mussten. Die wären sonst irgendwann auf den 1500 Tiefenmetern ausgefallen. Mit dem Öl in den Dämpfern hätte man wohl auch Pommes frittieren können.

Mal sehen, ob Beläge und Scheiben die Woche durchhalten, wenn’s im gleichen Stil weitergeht.

Nun mussten wir noch irgendwie in unsere Unterkunft am 800 Höhenmeter weiter oben gelegenen Lac Mauvoisin gelangen. “Brotein” hatten wir genügend im Magen, doch nun kochten WIR. Die letzten Tage und Wochen hatte es unseren Spaghettimotoren nicht an Kühlwasser gemangelt. Nun aber plötzlich Hochsommer. Aber immerhin hatten wir unsere Ruhe. Keine hupenden Autos, keine vorbeifliegenden e-Bikes, keine quasselnden Freunde.

Nach der Hälfte holte uns – genau an einer Bushaltestelle- das Postauto ein. Die Chance mussten wir packen! Die Türe öffnete sich – und aus dem Postauto winkten freudig unsere zwei Freunde! Von den Verletzungen ihrer Frauen über die erfolgreichsten Rennen zu den schlimmsten Touren und natürlich den Künsten ihrer Söhne wissen wir nun alles. Nur wie sie heißen, ist uns bisher nicht zu Ohren gekommen. Irgendwie haben wir’s trotzdem geschafft, diesen Blogeintrag zu verfassen. Noch allerdings steht uns die schwierigste Prüfung bevor – unschwer zu erraten, wer im 20er Schlafsaal die Betten neben uns besetzt hat.

Vielleicht hilft noch ein wenig Bremsfingerstretching heute vor dem Schlafen gehen.

Drückt uns die Daumen, dass wir trotzdem zum Schlafen kommen. Und Petrus morgen mit uns ist. Und, dass wir ein paar PS mehr als unsere zwei Freunde haben. Dass die morgen die gleiche Tour übers “Fönetrö dü Dürant um den Grand Kombin” wie wir geplant haben, ist wohl müßig zu schreiben.

Servus, Mat&Dani

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