Bikepacking Grand Combin oder so Tag 4: Traumtänzer zwischen iVer-no und eTroubles

Auch heute ging’s nach dem Frühstück ohne Aufwärmkilometer direkt in einen steilen Anstieg, der uns auf den Passo Inverneux auf 2900 müm bringen sollte.

Auch wenn die Beine schon leichter gedreht haben, war’s recht angenehm zum Biken. Und erstmals auf der ganzen Tour wolkenlos.

Auf 2600 müm erreichten wir den Trail, der uns auf den letzten 300 Höhenmetern bis zur Passhöhe herausfordern wollte. Grundsätzlich zu 80% fahrbar, aber eben wieder in außerordentlich dünner Höhenluft.

Beim Abzweiger trafen wir auf eine Dame mit einem Hardtail (nur vorne gefedertes Bike). Ob sie auch da hoch wolle? “Vai anche al Passo Ävernö?” – “Scusa, parlo solo italiano.”

Aha…

Also nochmals: “Vai anche al Passo In-wer-neux?” Sie schüttelt den Kopf, packt ihr Bike und macht sich auf den Weg zum Inverneux.

Weiss der Teufel, wie man Inverneux im valdostanischen Dialekt ausspricht. Inverno? Ävernöx? i-Ver-no? I don’t know.

Was wir aber wissen: Der Trail führt zu Schnappatmung! Das Panorama mit den Gletscherriesen und der für uns Nordalpenbewohner unglaublichen Weite ist einfach umwerfend. Zum anderen sind steile Singletrail-Anstiege in dieser Höhenlage einfach atemberaubend. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Oben angekommen, blieb uns dann auch noch die Spucke weg! Ein absoluter Traumtrail mit nur leichtem Gefälle über eine unendlich scheinende Hochebene. Welche trotz extrem trockenem Klima noch durch ein paar tiefblaue Seen aufgehübscht wird.

Dazu menschenleer. Obwohl wir beide bereits einmal hier oben gewesen waren, mussten wir uns kneifen. Träumten wir? Oder gibt’s sowas wirklich noch? Und dann erst noch so nahe unserer Heimat?

Wir ließen es kacheln und schossen jauchzend talwärts! Mountainbiken in Perfektion! Besser geht nicht, waren wir uns einig.

Nach einer gefühlten Ewigkeit wechselten wir die Talseite. Und der Trail seinen Charakter. Über steile Felsstufen führte nun ein No-Flow-Trail aus dem Lehrbuch. Jede Kurve eine Herausforderung, jeder zweite Absatz eine Mutprobe.

Nach vier Tagen im alpinen Gelände wächst man mit dem Bike zu einer Einheit zusammen. Mit traumtänzerischer Sicherheit meistert man dann auch solche Trails und verwandelt sie in einen einzigen Spielplatz.

Nach einer kurzen Gegensteigung führte der letzte Teil über schnelle Wiesen-und Waldtrails, bevor wir unvermittelt neben einem stillgelegten Eisenbahntrassee im Cogne-Tal landeten.

Wen die spannende Geschichte rund um die Bergwerksbahn, welche nur ganz knapp nicht zur Touristenattraktion wurde, interessiert, wird hier fündig:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bergwerksbahn_Cogne–Eaux-Froides

Valle d’Aosta ti voglio bene!

Anschließend rollten wir auf Nebenstraßen in den Hauptort, wo wir uns für den Aufstieg nach Etroubles stärkten.

Auch auf diesem einfachen Abschnitt sahen wir uns gezwungen, eine gut gemeinte Strassensperrung zu ignorieren, denn diese hatte sich im böigen Nordwind bereits müde hingelegt. Dafür landeten wir dann mitten in einer Baustelle, ohne jedoch Aufmerksamkeit zu erregen.

eTroubles: Nomen est omen – da gab’s schon mehrmals Ärger. Entweder gerieten wir in ein Gewitter, oder ein Hotelier verlangte 5€ extra pro Bike, damit wir es in seinen schimmligen Keller stellen durften. Und Internet gibt es hier glaub’s nur in der WLANsam-Variante. Auch heute. Oder wir wurden mit fünf Ravioli zum Znacht abgespeist und mussten anschließend noch in ein anderes Lokal gehen. Welches dann ausgebucht war, uns aber wenigstens je drei Kugeln Glacé servierte, um unsere Tanks für die nächste Etappe zu füllen. Dies war übrigens vorgestern der Fall.

Nun, wir haben den Aufstieg unbeschadet überstanden. Erstmals den Grand Combin erblickt und die Boccia-Meisterschaft in Allein besucht. Zu zweit. Ein Hotel und ein Restaurant gefunden.

Doch leider müssen wir morgen nochmals retour nach Cogne, da Mat dort seine Hotelfinken vergessen hat.

eTroubles halt.

Stay troublefree,

Mat&Dani

Update:

In unserem Hotel gibt’s morgen erst ab 08.30 Uhr Frühstück. Zu spät für uns. Hoffentlich gibt’s morgen keine Tour de Faim 3.0!

ABER: Es gab NEUE Hotelschlarpen für Mat – wir müssen NICHT retour nach Cogne;-)

5 Gedanken zu „Bikepacking Grand Combin oder so Tag 4: Traumtänzer zwischen iVer-no und eTroubles“

  1. oder ein Hotelier verlangte 5€ extra pro Bike!
    Das ist noch nichts im Vergleich zu einem Liegestuhl in einem Bagno in der Toskana

  2. Auso, die coole neue Finkli si no z Tüpfli ufem i nach däm ungloublich schöne Tag Danke einisch meh für die witzige, spannende Brichte u Föteli vo däre grandiose Landschaft.
    Blibet witerhin guet on trail… oder so…. gniessets u chömet de ganz ume hei.
    Liebi Grüess vo eune Fans usem Mettliegge

  3. Hatte in Etroubles bisher immer akzeptable Hotels. (Aber alles kann sich ändern)
    „ein Hotelier verlangte 5€ extra pro Bike!“ Wo war das?
    „fünf Ravioli zum Z’nacht“ Wo war das?

      1. Kann passieren (beim ersten mal)-> Hinterher ist man immer schlauer.
        1. ) Essen: La Gite aux Maronniers oder Croix Blanche oder Beau séjour
        2.) Übernachten: Serena (ohne Essen) oder im Weiler Echenevoz
        3.) Apéro: Bar Tennis du Bourg

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