Bikepacking Barre des Écrins: Tag 1 – „Biss“ ans Ende der Etappe

So nun ging es also in Villar d‘Arene los. Der ursprungliche Startort zu unserer Tour, Bourg d‘Oisans unterhalb der Alp d‘Huez war dermassen von Radfahrern überflutet, dass schlicht keine Unterkunft mehr zu finden war. Morgen startet die „Marmotte“ ein Radrennen mit über 2000 Teilnehmern. So wichen wir eben nach Villar d‘Arene aus und begannen heute mit dem eigentlich letzten Tag unserer Rundtour. Schon die Hinfahrt war ein Geduldsspiel. Kaum am Genfersee angekommen begann der Stau und dieser zog sich durch bis nach dem Zoll. Aber auch in Frankreich ging es nur sehr schleppend weiter. Unser Navi war dermassen verzweifelt, dass es uns schliesslich vie Col du Telegraphe und Col du Galibier ins Ziel führte. Die berühmten Tour de France Pässe hatten wir also bereits hinter uns. Nicht in den Beinen sondern im Motor!Als wir heute Morgen also unsere Bikes bepackt hatten und das Morgenessen in unseren Bäuchen gelandet war, fuhren wir los.

Ohne Klimaanlage und mit Zweitakt-Müeslimotor statt Turbodiesel war’s wie erwartet etwas anstrengender. Gleich vom Start weg ging es hoch. Erst ein nettes Strässchen, dann ein Trail und plötzlich zeigte unser GPS schnurgerade einen Wiesenpfad hoch. Eine supersteile Schiebepassage durch hüfthohes, pollengeschwängertes Gras war hier zu absolvieren. Oben angekommen erwartet uns ein Traimpanorama und ein Hammertrail in ein langes Tal hinunter.

Das Weglein war dabei ein handtuchbreiter Streifen im Grün. Das Gras rechts und links lud auch hier beim Vorbeifahren seine staubende Pollenfracht an uns ab und so brannte und biss so ziemlich jedes Körperteil, das wir benennen können. Erst ein Brunnen im folgenden Dorf brachte wieder Linderung.Das Tal führte anschliessend in stetig steigender Strasse bis an den Fuss unseres nächsten Übergangs, genannt Col de St. Georges auf 2237m. Dieser Col wollte verdient werden. Ein steiler, aberfahrbarer Trail brachte schnell Höhe, forderte aber reichlich Körner. Mittlerweile war es auch schon ganz schön „warm“ geworden. Wir erreichten eine wunderschöne Hochebene und schliesslich besagten Passübergang. Runter ging es via Col Nazé über einen tollen Trail, welchen wir mit einigen freundlichen Wanderern teilten.Bald erreichten wir Besse, ein kleines Dörfchen mit einem Restaurant. Zeit, unsere aufgebrachten Immunsysteme mit Panaché und Fruchttörtchen zu besänftigen. Wir hatten ganz schönen Hunger und der lustige Restaurantbesitzer staunte nicht schlecht über unser Esstempo.

Zum Col de Cluy durften wir von Besse aus erst noch eine Abfahrt unter die Räder nehmen, dann folgte jedoch ein knüpperharter und langer Aufstieg an der prallen Sonne. Nirgends gab es Wasser oder ein wenig Schatten zum Abkühlen. Dafür wurden wir immer wieder angefeuert von übereifrigen, zähnefletschenden Hirtenhunden, welche heute aber glücklicherweise entweder von Hirten oder Zäunen von unseren Waden fern gehalten wurden. Als wir endlich oben waren schielten wir beide ganz schön. Nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit spuckte uns der Weg im berühmten Retorten-Skiort Alp d’Huez aus.

Dort wartete die nächste Verpflegung und es war dank der Höhe auch etwas frischer da. Ausserdem zogen erste Wolken am Himmel auf. Für Gewitter sollte es jedoch nicht reichen, was uns ganz recht war. Die Alp d‘Huez ist nicht gerade eine Wonne der Schönheit. Dafür läuft dort einiges. Dani konnte hier auch sein daheimgebliebenes Buff Kopftuch durch ein sackteures Alp d‘Huez Spezialtuch, mit den Skipisten des Ortes drauf, ersetzen. Immer wenn uns nun heiss ist, nehmen wir das Tuch hervor und betrachten die Skipisten. Zagg, ist uns wieder kühl…

Wir ließen es uns gut gehen und bissen nun auch zu – den Croque Monsieur (französischer Schinken-Käse-Toast) hatten wir uns redlich verdient.

Gemütlich rollten wir nun von Alpe d Huez runter ins 1100m tiefere Bourg d Oisans. Dachten wir. Leider hatten wir die Rechnung ohne den heute bissigen Sonnentrailkönig gemacht. Vorerst ging’s nämlich mal recht heftig bergauf. Definitiv zu lange.Als es dann schließlich doch noch bergab ging, waren bissige Bremsen gefragt. Toller Downhill! Sollten die Abfahrten in den nächsten Tagen jedoch so steil bleiben, werden unsere Bremsklötze schon bald das Zeitliche segnen.

Zum Glück fanden wir noch ein Plätzchen auf dem Zeltplatz in Bourg d Oisans. Morgen findet hier La Marmotte, ein großes Straßen-Volks-Velorennen über die berühmten Tour-de-France-Pässe statt. Will heißen, in Bourg d Oisans spricht man momentan hauptsächlich flämisch und holländisch. Und alle Hotels sind seit Wochen ausgebucht. Den letzten beißen die Hunde. Weil die uns heute aber verschont haben, sind es nun die Moskitos.

Bonne nuit et à demain!

Mat&Dani

2 Gedanken zu „Bikepacking Barre des Écrins: Tag 1 – „Biss“ ans Ende der Etappe“

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