Bikepacking Barre des Écrins: Tag 2 – Bremsen bergauf

Erste Staffel, zweite Folge: „Meinen täglichen Schweinehund gib mir heute“.

Genau genommen begann die heutige Etappe bereits gestern Abend. Im Schlafsack. Wir wollten den lauen Sommerabend nutzen, um unter freiem Sternenhimmel die Nacht ohne Zelt zu verbringen. Die Pizza war fein, das Bad erfrischend, die vielen Belgier nett und der Himmel klar. Dösend lagen wir auf unseren Ultraleichtmatratzen, als es plötzlich zu rauschen begann. Dicke Tropfen prasselten auf uns herab. So viel explosive Schnellkraft um Mitternacht hätten wir von uns nicht erwartet. Samt unseren Bikes flüchteten wir uns in einen unbenutzten Aufenthaltsraum. Mobilhome zum Zeltplatzpreis. Die Nervosität der belgischen Rennradfahrer morgens um fünf war zwar hör- und spürbar, aber definitiv erträglich. Als die abgezogen waren, machten wir uns auf ins Dorf zum Petit Déjeuner.

Dermaßen gestärkt ließen wir uns auch von Regentropfen und schwarzen Gewitterwolken nicht aus dem Konzept bringen und starteten unsere Mission zum Col d‘ Ornon. Auf einem gut fahrbaren Trail kamen wir zügig vorwärts.

Ab der Hälfte noch etwas zügiger, wurden wir doch von Heerscharen aggressiver Bremsen attackiert. Wild um uns schlagend und tretend versuchten wir den Stechviechern zu entkommen, was bergauf natürlich nicht ganz einfach war…

Bergab hingegen hatten wir leichtes Spiel und wurden Bremsenarmee spielend los, was wir in Entraigues im Talboden in einer Dorfbar gebührend feierten. Dies bei einer Flasche Orangina, die wir beim Bäcker nebenan kaufen mussten, weil sich die Barmaid nicht im Geringsten für uns zu interessieren schien.

Anyway, wir wollten sowieso nicht zu viel Zeit verlieren, da die schwüle Hitze Gewitter versprach. Wir entschieden uns deshalb auch für den kürzeren der zwei Passübergänge, den Col d‘ Hurtières. Dieser bot alles, was das Bikepackerherz begehrt: baden im eigenen Schweiß, Stechviecher, Umleitungen, steile und rutschige Schiebepassagen, Fehlnavigationen oder kratzig-beißende Alpenwiesen.

Und eine klasse Abfahrt. Die hatten wir uns wohl mit unserer unverhofften Prozessionsteilnahme im heiligen Kloster Notre-Dame-de-la-Salette verdient.

Auf dem Bike schafften wir es, uns vor der Menschenschlange einzufädeln und den Prozessionsweg in Rekordzeit zu absolvieren. Ein Strava-Segment dazu haben wir übrigens nicht gefunden. Dafür eins im anschließenden Downhill, der wirklich klasse war.

Als dritte des Segments waren wir sowohl vor den Hunden, als auch vor blutrünstigen Insekten in Sicherheit. Ob wir das auch diese Nacht sein werden, erfahrt ihr morgen. Allerdings steht unser Nachtlager bedrohlich nahe am Lac de Sautet.

A demain, Mat&Dani

2 Gedanken zu „Bikepacking Barre des Écrins: Tag 2 – Bremsen bergauf“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert