Bikepacking Trans Jura: Tag 2

Mein zweiter Tag auf dem Trans Jura startete kurz vor sieben Uhr morgens.

Frühstück hätte es erst um halb neun gegeben, aber solange wollte ich nicht warten.

Die Reise ging für die ersten drei Stunden weiter dem Doubs entlang.

Durch den vielen Regen in der Nacht waren die Trails leider sehr matschig. Zum fahren war dieser Teil dadurch kein Highlight.

Ausserdem kam ich nur sehr langsam vorwärts. Aber die Gegend dem Doubs entlang ist halt schon sehr schön.

Das arme Bike wurde immer mehr eingesaut und zudem war beim Bremsen ein metallisches Geräusch zu vernehmen. Hier im Dreck wollte ich davon aber nichts hören.

Irgendwann war dann aber Schluss mit Fluss und der Weg bog rechtwinklig ab. Nun wurde es dermassen stotzig, dass ich nur noch mit Schieben weiterkam.

Nach vier Stunden Schufterei kam ich müde, dreckig, nass und hungrig in La Chaux de Fonds an. Meine Laune war etwas ramponiert, das geb ich zu. Ein guter Zeitpunkt also für eine Belohnung. Die kriegte aber zuerst mein Bike mit einer Grundreinigung und neuen Bremsbelägen. Danach war der Fahrer an der Reihe.

Merklich lockerer ging der folgende Aufstieg zum Mont Racine, was übersetzt Wurzelberg heisst. Es waren dann eher Steine, die mich ab und zu zum Schieben veranlassten.

Die Abfahrt vom Mont Racine verlief eigentlich ganz gut, bis das schon länger karge Weglein plötzlich ganz verschwand. Auf dem GPS war noch alles in Butter, aber das kenne ich ja bereits.

Auch mit sehr viel Optimismus war da kein Weg mehr auszumachen. Also ab durch die Büsche, den steilen Abhang runter, immer dem Track nach.

Das klappte sogar und es spuckte mich auf einer Strasse wieder aus, welcher ich bis auf den Col de la Tourne folgte. Hier wies mich mein GPS wieder einen steilen Aufstieg hoch bis auf einen Grat, welcher Tablette hiess! Ich folgte dem Gratweg und lernte in der Folge, wieso der Grat Tablette heisst.

Der Gratweg war der absolute Hammer, wenn es runter ging. Rauf ging es jedoch meistens nur zu Fuss. Und dieses Rauf und Runter wiederholte sich so oft, dass man das wohl nur mit Tabletten übersteht.

Mein Tempo war mittlerweile auf das einer Weinbergschnecke zusammengefallen.

Nach der gefühlt Tausendsten Gegensteigung brachte mich der Gratweg mit einer unglaublichen Trailorgie nach Noiraigue. Da bereits wieder vier Stunden ins Land gegangen waren, mussten die Speicher wieder gefüllt werden.

Ich kaufte auch gleich ein paar Sachen für ein mögliches Nachtessen draussen ein, denn von Gewittern war heute nichts zu sehen. Danach folgte der nächste Aufstieg zum Creux du Van. Dieser war zwar streng, aber der Weg war gut zu fahren und so erreichte ich ohne Schieben den steinernen Halbkreis.

Mittlerweile zogen dann halt doch schwarze Wolken auf und in der Ferne war ein Donnern zu vernehmen. Daher verlor ich oben nicht allzuviel Zeit und machte mich an die Abfahrt.

Sieben Kilometer weiter war dann das Donnern schon bedrohlich nah und der Himmel tiefschwarz. Als ich bei einer Alphütte vorbeikam, fragte ich die anwesende Bäuerin, ob sie ein trockenes Plätzchen für meinen Biwaksack hätten. Nach einem kuzen Check beim Bauer wies sie mir dann ein kleines Nebengebäude zu.

Erst musste ich aber beweisen, dass ich wirklich Schweizer und kein Franzose bin. Ich wunderte mich etwas, wie man jemanden mit solch bescheidenen Französischkenntnissen für einen Franzosen halten konnte und zückte meinen Ausweis.

Als ich dann noch Bargeld auf den Tisch legte, kam Leben in die Bude! Plötzlich wurden mir ein Becher frische Milch, ein Tee und etwas zu Essen gebracht. Wow, so lieb! Die zwei sind wirklich sehr herzig, oder waren es, denn mittlerweile sind sie ins Tal gefahren und ich halte hier allein die Stellung.

Das Gewitter schlich sich bis jetzt nicht hierher. Aber man weiss ja nie…

So, das war der hammerharte Tag zwei durch den Jura. Meine Route verlangt mir viel ab und einfach rollen tut es fast nie. Dafür werde ich mit toller Kulisse belohnt. Man kann nicht alles haben.

Lg vo Mat

4 Gedanken zu „Bikepacking Trans Jura: Tag 2“

  1. Super Mat, weiter so! Mega witzig u spannend von Deinen Erlebnissen teilhaben zu können. Danke u weiterhin gute ‚Fahrt‘ 😉

  2. Hi Mat
    Du und schieben, ojee…. ich dachte der Jura ist ein einziger Kalkstein 🙂
    Viel Spass noch und die Abfahrt vom Jaunpass war schon fast DH-mässig

    Gruess Tom

    1. Ja, ich denke auch. Es hatte vielleicht vier Leute oben und ich hab das Bike geschoben, direkt am Creux du Van. Ich habe beim hochfahren zwei Verbotsschilder gesehen und war dann plötzlich nicht mehr sicher, ob da Bikeverbot ist? Wie dem auch sei, gestört hab ich da gestern sicher niemanden.

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