Bikepacking Barre des Écrins: Tag 3 – Tour de faim

Da die französischen Trailgötter heute in Spendierlaune waren, verdarben uns dafür alle Köche der Region gehörig den Brei. Vermutlich eine Retourkutsche dafür, dass wir vor zwei Tagen den „Assiette randonneur“ mit wahlweise 8 oder 12 frischen Schnecken aus dem Burgund, den man uns wärmstens empfohlen hatte, nicht goutierten.

Aber schön der Reihe nach.

Wie gewohnt begann die heutige Etappe bereits gestern Nacht. Als wir nämlich unser 400-Gramm-Zweierzelt aufstellen wollten, fehlte eine Zeltstange. Der aufmerksamen Leserschaft war gestern wohl nicht entgangen, dass auf einem Foto eine seltsame Antenne aus Danis Rucksack ragte. Wer weiß, vielleicht ist sie mittlerweile bereits als Wanderstock im Écrins-NP unterwegs…

Der Rucksack und das Zelt hatten in identischer Packordnung bereits den Arizona-Trail, unseren Abruzzotto, die Lake-Ta-Haul-Expedition und zahlreiche ungeblogte Abenteuer schadlos überstanden. Um uns nun ohne Ankündigung dermaßen in Schwierigkeiten zu bringen. Nun ja, selbst ist der Mat, fix war eine Holz-Zeltstange geschnitzt, unser Schönheitsschlaf gerettet und die Nacht überstanden.

Wir konnten also starten. Das Frühstück war bestellt, die Bikes und Rucksäcke gepackt. Nur hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Der ließ sich nämlich nicht blicken.

So nahmen wir die ersten 150 Höhenmeter halt ohne Frühstück unter die Stollen. Am Vortag hatten wir nämlich „Petit Déjeuner“ auf einem Schild gelesen. Der Wirt wollte allerdings nichts davon wissen, empfahl uns aber, Brot beim Bäcker zu holen und in seiner Bar zu essen…

Mit 3/4h Verspätung verließen wir dann aber Corps doch noch mit vollen Mägen.

Es ging munter rauf und runter. Wobei: Schon ein wenig mehr rauf als runter. Die Trailgötter hatten wohl doch nicht vergessen, dass wir in den letzten Tagen abwechselnd je einen von ihnen als Schweinehund betitelt hatten. Aber insgesamt waren sie heute mehr als barmherzig mit uns. Mehr davon aber später.

Unaufhaltsam strebten wir unserem Mittagshalt in La Motte en Champsaur zu und ließen uns auch von einem Platten nicht aus dem Konzept bringen.

Dort gab’s: Nichts.

Immerhin waren die Damen, die grad mit essen beschäftigt waren, so nett, uns zu verraten, dass die Auberge, die nur 5km entfernt sei, heute geschlossen habe. Merci beaucoup! Et au revoir…

Langsam wurde uns klar, dass heute der Tag gekommen war, um auf unsere eisernen Notreserven zuzugreifen. Und weiter zu fahren. Nach einer weiteren Stunde fanden wir schließen einen Bauernhof, wo man sich unser erbarmte und Getränke verkaufte. Essbares war ihnen aber auch unter Anwendung sämtlicher Tricks nicht auszureißen. Also weiter. Der Trail wurde RICHTIG cool, schlängelte sich stundenlang dem Hang entlang auf rund 1900müm.

Oft auch gefährlich nahe am Abgrund. Da wir infolge Unterzuckerung vom Panorama- in den Tunnelblick wechselten, wird es unklar bleiben, wie ausgesetzt der Trail wirklich war. War aber egal, denn heute waren die Trailgötter ja mit uns.

Schließlich, nach genau 8h im Sattel mit je einem Biberli bzw. Powerbar, hatten die Köche ein Einsehen. Also nicht wirklich, aber wir trafen immerhin auf einen Casino Laden, der uns Orangina, ein paar Aprikosen plus ein Pack Guezli bereithielt – manchmal braucht’s wenig, um unsere Welt wieder in Ordnung zu bringen. Euphorisiert vom plötzlichen Zuckerflash nahmen wir als Bonus noch die 500hm ins Skigebiet unter die Räder. Wo wir jetzt auch sind.Mit den Köchen sind wir nach wie vor nicht ganz im Reinen. Und was die Nacht noch an Überraschungen für uns bereit hält, erfährt ihr morgen.

A demain, Mat&Dani

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