Bikepacking Gardasee Tag 5: Lago mio!

Nachdem wir und unsere Fahrzeuge alle gestrigen Stürme überstanden hatten, machten wir uns heute Morgen verhalten optimistisch auf die Weiterreise. Zelt und Schlafsack blieben in Riva, da wir auf unserem geplanten Track immer mal wieder ein Dorf oder ein Rifugio kreuzen sollten. Zudem wird für die nächsten Tage eher ungemütliches Campingwetter prognostiziert.

Via die bekannten Wege kletterten wir über den Monte Baldo zum Altissimo 1700m über dem Gardasee. Und stellten fest, dass all die bekannten Abfahrten mittlerweile verboten sind. Kein Problem für uns, wir wollten ja eh auf der anderen Bergseite runter.

Ciao Lago mio, ein paar Fotos und los ging’s. Dämpfer öffnen, Jacke an, Brille auf, ein Schluck aus dem Bidon. Schon bald fanden wir uns auf einer felsdurchsetzten Wiese auf der Suche nach unserem Abfahrtstrail wieder. Kaum hatten wir unsere Smartphones und GPS-Geräte gezückt, öffnete Petrus seine Schleusen. Und Frau Holle ihre Crushed-Ice-Beutel.

Es hagelte und regnete, als ob gleich die Welt untergehen würde. Ein Rückzug war sinnlos, es blieb nur die Flucht nach vorn. Zum Glück war der Trail grösstenteils auch als Bach fahrbar. Pedalo fahren im eisgekühlten Wasserbad. Taucherbrille und Neopren wären wohl praktischer als Helm Sonnenbrille und kurze Bikeshorts gewesen. Wir wussten aber, dass nach rund 300 Tiefenmetern ein Rifugio kommen musste. Und tatsächlich war da auch jemand. Der uns auch rein ließ und sogar einen heißen Tee kochte. Triefend nass entledigten wir uns den Bikeklamotten – Wechsel-Kleider hatten wir ja zum Glück dabei. Welche tatsächlich auch trocken waren.

Und so sitzen wir nun seit geschlagenen fünf Stunden hier im Rifugio, schauen uns das Gewitterspektakel an und jassen mit dem Hüttenwart…

… und jassen… immer noch…

Nein! Tun wir nicht!

Um 16 Uhr eröffnete er uns nämlich, dass man heute nicht in seiner Hütte übernachten könne und er in einer halben Stunde ins Tal fahre. Uns blieb trotz seiner tausend Entschuldigungen also nichts Anderes übrig, als die immer noch pflotschnassen Bikekleider wieder anzuziehen und uns auf einen äußerst ungemütlichen Rest der Etappe einzustellen. Zum Glück aber hatte der Regen mittlerweile aufgehört.

Zu unserem Erstaunen war der Trail talwärts sogar nass äußerst spaßig, wenn auch ziemlich rutschig.

Doch just als wir uns langsam wieder aufgewärmt und in den Spassmodus gewechselt hatten, hauchte Mats Hinterreifen sein Leben aus.

War aber verhältnismäßig schnell mit zwei Maxalamis geflickt.

Weiter ging’s talwärts auf einem spassigen und immer trockeneren Trail, über eine Brücke aus der Römerzeit und schließlich tief in eine ausgewaschene Schlucht runter. Ein Trail, der sich tatsächlich gewaschen hatte!

Zum Einstieg gab’s eine unendlich lange Holztreppe, bei welcher rutschig eine heftige Untertreibung darstellt. Nachdem auch noch der Eisensteg über die Schlucht geschafft war, konnten wir loslegen!

Bis wir plötzlich vor einer fünf Meter hohen, senkrechten Eisenleiter standen. Hier runter? Mit einem Bike in der Hand? Bei Nässe und mit Veloschuhen? Geht nicht gibt’s nicht. Mit vereinten Kräften schafften wir es tatsächlich, die Bikes und uns heil da runter zu bringen.

Weiter ging der wilde Ritt. Bis wir plötzlich vor dem schäumenden Bach standen und feststellten, dass hier eine Brücke fehlte. Wir suchten ziemlich lange nach einem Ausweg.

Bis uns klar wurde: Der einzige Ausweg heißt: “Bitte wenden!”

Unser Vorteil war, dass wir wussten, wie die ultrarutschige Holztreppe und die senkrechte Eisenleiter mit einem Bike zu bezwingen war…

Als Dank durften wir dann zum Abschluss noch unsere Bikes 200 Höhenmeter auf einem Römerweg ins nächstgelegene Dorf hoch schieben. Um dann auf einer Asphaltstraße ebendiese wieder zu vernichten.

Immerhin, der Radweg nach Roveredo verlief flach, und hier haben wir ein günstiges und gutes Hotel gefunden. In dem es leider kein Duschmittel gab.

Lago mio! Was für ein Tag!

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