Bikepacking Gardasee Tag 6: Vernebelte Heldentaten am Berg der 10000 Toten

Auch heute war wieder verhaltener Optimismus beim Start angesagt. Beim Frühstück regnete es nämlich, und selbst bei unserem Start waren wir uns keinesfalls sicher, ob wir unsere heutige Etappe wie geplant durchziehen könnten. Der Plan war, von Rovereto via Pian delle Fugazze und die Strada degli eroi auf den Monte Pasubio zu gelangen und von da über die Hochebene und den „Foxitrail“ wieder ins Tal zu kommen.

Immerhin 75 Kilometer und knapp 2500 Höhenmeter sollten so zusammen kommen. Was zwar keine Heldentat darstellt, aber doch auch kein Selbstläufer ist. Insbesondere nicht, wenn einem das gestrige Hagelgewitter noch im Kopf rum schwirrt und man den ganzen Tag von dunklen Wolken verfolgt wird.

Zum Glück erfolgte der erste Teil des Aufstiegs auf einer wenig befahrenen Straße.

Und so kamen wir trockenen Fußes und immer noch einigermaßen optimistisch zur berühmten Strada degli eroi, der Straße der Helden. Diese wurde von den Alpini im ersten Weltkrieg erbaut und führt durch zahlreiche Tunnel und oft erschreckend nah am Abgrund entlang über ca. 12 Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter zum Monte Pasubio. Dort fanden zwischen 1916 und 1918 grausame und für beide Seiten äußerst verlustreiche Schlachten statt, weshalb er auch „Menschenmühle“ oder „Berg der 10000 Toten genannt wird.

Wer sich für Details interessiert, dem sei dieser Link hier empfohlen: http://www.pasubio.de/pasubio/pasubio.html

Allerdings nahmen im Laufe unseres Aufstiegs der Nebel und alles andere als sommerliche Temperaturen langsam Überhand.

Spätestens als wir irgendwann kaum mehr die Straße unter unseren Pneus erkennen konnten, war uns klar, dass die Entscheidung für diese Tour heute nicht besonders heldenhaft gewesen war.

“Zwei Idioten, ein Gedanke”, traf es wohl am besten.

Nun, immerhin war es nach wie vor trocken, auch wenn natürlich die Erfahrung von Gestern ständig wie ein Damoklesschwert über uns schwebte. Als wir dann langsam zum höchsten Punkt des Tages kamen, riss der Himmel plötzlich auf! Und nebst der Sonne kamen auch die zahlreichen Tunnels, Schützengräben, Friedhöfe und sonstigen Zeitzeugen zum Vorschein. Unter anderem auch der fehlende Gipfel, welcher der grössten Mine des ersten Weltkriegs (anscheinend 50 Tonnen Sprengstoff aufs Mal!) zum Opfer gefallen war.

Da wir hier oben aber lieber nicht den Heldentod durch einen Wetterumschwung sterben wollten, fuhren wir unverzüglich weiter und verzichteten auf Trink- oder Essenspausen.

Doch je länger die Tour dauerte, desto besser wurde der Trail! Zudem trafen wir keine Menschenseele, nur ein paar Gämsen.

Ab der Bocchetta delle Corde ging’s dann richtig los, und schon bald begann der legendäre Foxitrail, wegen dem wir die ganze Tortur auf uns genommen hatten.

Wir flogen den fantastischen Trail über 1300 Höhenmeter und unzählige Serpentinen fast am Stück runter! Wow!

Und doch fühlten wir uns im Tal ob dieses geschichtsträchtigen Berges und all der sinnlos gefallenen Soldaten irgendwie klein und unwichtig. So gar nicht wie Superhelden.

Nun denn, bereits ist es wieder Zeit für „ride“, „eat“, „sleep“, „repeat“! Um den Rest kümmern wir uns später…

Danke allen Lesern für euren Durchhaltewillen und den Kommentarschreibern für die netten Worte. Wir freuen uns immer über eure Beiträge!

3 Gedanken zu „Bikepacking Gardasee Tag 6: Vernebelte Heldentaten am Berg der 10000 Toten“

  1. sehr interessant die geschichte rund um den berg. so was gibt/gab es auch sm lagazuoi in den dolomiten.
    weiterhin alles gute.

  2. Einmal mehr DANKE dass wir an eurer spannenden und herausfordernden Unternehmung auf diesem Weg teilhaben konnten. (Geschichtslektion inklusive!) Super Berichterstattung trotz riesen Strapazen und z.T. wohl haarsträubenden Situationen.
    Glückspilze sei ihr, sowas erleben zu können.
    Merci und alles Gute

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