Bikepacking Gardasee Tag2: Auf Kriegsfuss mit den Kriegspfaden

Die heutige Etappe begann bereits um 3 Uhr Morgens. Da wurden wir auf unserem lauschigen Wildcamingplätzchen unvermittelt aus unseren Träumen gerissen. Regen prasselte auf unser Zeltdach, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Aber unsere bodenlose 700gr-Behausung hatte ja schon mehrfach ihre Regentauglichkeit bewiesen- und so fielen wir schon bald wieder in einen tiefen Schlaf. 5 Stunden später war das Zelt von der Sonne getrocknet, wir ausgeschlafen und abfahrbereit.

Nur unsere Mägen knurrten. Etwas zu beißen gab‘s dann aber erst 600 Höhenmeter später nach einem kräftezehrenden Aufstieg auf einer grobschottrigen Militärstrasse aus dem ersten Weltkrieg.

Es folgten weitere Aufstiege und Abfahrten auf Schotterstraßen, welche die Alpini im ersten Weltkrieg hier an der damaligen Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Italien erstellt hatten. Ohne diese wär hier eine für Biker undurchdringliche Wildnis. Allerdings rollt der grobe Schotter wirklich schlecht und fordert ein gutes Gleichgewicht sowie reichlich Power in den Beinen. Wir können uns bis jetzt nicht wirklich mit ihnen anfreunden, wissen aber um den Blutzoll und die Tatsache, dass wir ohne sie hier keine coolen Trails erreichen würden.

So einer kam nun – und zwar einer der wilden Sorte. Vermutlich hatte sich hier noch nie ein Biker verirrt.

Dank GPS, Intuition und viel Erfahrung trafen wir aber rund 2 Stunden später wieder auf eine Militärstrasse, welche uns auf den Monte Stino, unseren letzten Bergpreis, führen sollte.

Hier wartete – nachdem unsere letzten Flüche und Verwünschungen verklungen waren – die grandiose Abfahrt mit 126 (!) Spitzkehren runter zum Lago d’Idro auf uns. Die Bremsscheiben glühten, die Federelemente schwitzten, wir jubelten.

Unten angekommen, wollten wir uns ein Bad im See gönnen, und anschließend gemütlich auf der Straße in unser Tageziel am See-Ende rollen. Nach einem Blick auf die Karte, verstummte unser Jubel jäh. Straße gab’s keine, stattdessen forderte ein neuerlicher Kriegspfad unsere volle Aufmerksamkeit. Eineinhalb Stunden für 4 Kilometer, stürzen verboten. Unser Kriegsbeil begraben wir dann morgen.

Handyempfang ist in dieser Region übrigens ein sehr rares Gut. Unterwegs gibt es in den zerklüfteten Bergen praktisch nie auch nur ein winziges Bälkchen Signal und wenn man dann doch einmal ein WLAN findet, ist dieses ächzend langsam. Gut, aktuell läuft der EM Final mit Italien und alle hier sind ganz aus dem Häuschen. Da muss ich wohl ein Auge zudrücken, wenn ich beim Hochladen der Bilder fast einschlafe. Als vorhin das 1:1 fiel, schrie das ganze Dorf auf.

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