Bikepacking Tag 3: Fünf Gänge für ein Halleluja

Der heutige Tag war sehr lang und sehr ereignisreich. Wenn Italien die Fussball EM im Penaltyschiessen für sich entscheidet und man sich zufällig just zu diesem Zeitpunkt in Italien aufhält, dann gerät der geregelte Schlaf des Bikepackers etwas ins Wanken. Trotzdem schafften wir es noch einigermassen zeitig mit unserer heutigen Tour zu starten. Die verlangte erstmal einen 25km und 1600hm langen Aufstieg vom Lago d‘Idro hoch zum Passo Crocce Domini. Unser heutiges Antipasto, die Vorspeise – es war bereits ziemlich nahrhaft.

Anschliessend ging’s in ständigem Auf und Ab oberhalb der Waldgrenze und mehrheitlich auf Schotter weiter zum Goletto di Cludona.

Reicht eigentlich nicht für eine Primi Piatto, den ersten Hauptgang. Da es aber an Danis Hinterrad kurz knackte, und anschliessend ziemlich rasselte, waren diese Kilometer nicht ganz ohne. Ab sofort konnte er nämlich nur noch seine fünf leichtesten Gänge benutzen. Will heissen, ab 15km/h war an treten nicht mehr zu denken. Ausser er setzte vehement zum Woody an.

Und noch stand uns die anspruchsvollere Hälfte unserer Etappe noch bevor.

Nun folgte eine lange, anspruchsvolle Abfahrt. Extrem verblockt und mit hohen Absätzen versehen, verlangte sie uns alles ab. Manchmal auch noch ein bisschen mehr.

Auch die Hirtenhunde, zu welchen wir aus der Vergangenheit ein etwas angespanntes Verhältnis haben, liessen sich wiedermal blicken. Diesmal waren wir aber offenbar nicht interessant genug für ein beherzteres Einschreiten als Wachhund.

Leicht angeknackst erreichten wir das Rifugio Rosetta, wo uns das Hüttenpersonal und ein grosses „Diesel“ wieder neues Leben einhauchten. Secondo Piatto.

Konnten wir gut gebrauchen, denn noch stand uns der Aufstieg ins Skigebiet Monte Campione bevor. Es war bereits Abend, und die Berge rundherum tauchten in ein wunderbares Dämmerungslicht. Die folgende Abfahrt über rund 1400 Höhenmeter nonstop auf Singletrails präsentierte sich zuerst ziemlich versalzen. Kein sichtbarer Weg, tiefes Gras, unsichtbare Steine.

Aber eine grandiose Kulisse über endlose Bergrücken abseits jeglicher Zivilisation. Bis wir die ersten Kühe zu Gesicht bekamen. Und damit die finale, grandiose Abfahrt über einen endlos scheinenden Waldtrail. Das musste der Vino Rosso gewesen sein, welchen wir zum Hauptgang hinzu bestellt hatten.

Angekommen in Bovegno gabs zum Dessert noch einen Double Angus Burger und ein grosses Weizenbier. Es war ja schliesslich auch fast schon neun Uhr abends.

Wir suchten uns ein Hotel. Welches aber leider geschlossen war. Dann ein Bed&Breakfast. Welches ebenfalls zu war. Dann ein weiteres B&B. Welches ausgebucht war. Plötzlich stand eine ganze Gruppe hilfsbereiter Leute um und herum und beratschlagten wild gestikulierend, was nun zu tun sei mit den „Due Swizzeri“. Und nun sitzen wir im eigentlich geschlossenen B&B. Essen und trinken den Kühlschrank leer.

Die Italiener wurden zurecht Europameister, da sind wir uns nun sicher. Halleluja!

Allerdings! Domani tempo brutto, hat man uns mitgeteilt…

2 Gedanken zu „Bikepacking Tag 3: Fünf Gänge für ein Halleluja“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert