Bikepacking Mercantour Tag 5: Tour de Faim 2.0

Ein Frühstück wie heute hatten wir auf unserer MercanTour noch nie geniessen können. Von Rührei über Pancakes zu Vanilleschnecken – alles, was das Bikepacker-Herz sich wünschen konnte.

Frühstück der Superlative im „le blanche neige“

Etwas vom Schöneren während eines Bikepackingtrips ist ja, dass man hemmungslos einfach alles essen kann, worauf man Lust hat. Egal was, egal wieviel. Alles wird vom Körper verwertet und in Vortrieb umgesetzt.

Nun, wir sollten im Laufe der Etappe noch ein paar mal an unser Frühstück erinnert werden.

Der erste Aufstieg auf dem schönen Planetenweg und weiter auf verschiedenen Wanderwegen bis auf 2000 müM ging recht flott.

Die anschliessende, epische Abfahrt über fast 1500hm runter ins La-Roudoule-Tal war erneut eine für unsere Bestenliste. Zuerst ein flüssiger Wiesenweg, dann wieder roter Fels und schliesslich ein bisschen schwieriger durch den Wald. Wir jauchzten und liessen die Federelemente schwitzen. Unglaublich! Schon wieder ein Trail-Juwel gefunden!

In La-Croix-sur-Roudoule angekommen, entschieden wir uns nach eingehendem Kartenstudium dafür, die letzten 150hm auszulassen und stattdessen einen Trail zu versuchen, der sich unter einer alten Telefonleitung dem Hang entlang schlängelte. So entkamen wir der schlimmsten Hitze und sparten erst noch Höhenmeter.

Und – noch viel wichtiger: endlich erwischten wir sie, die Sorcière du Mercantour!

Wir finden, dass sie gefesselt eigentlich ganz zufrieden aussieht. Oder?

Befreit kletterten wir bei weiterhin hohen Temperaturen auf einer Schotterpiste zum Col de Mairola. Dank etwas Wind und einiger Wolken war es zwar anstrengend, aber erträglich.

Wasser? Mangelware!!!

Die folgende Abfahrt forderte uns da schon einiges stärker heraus. Loses Geröll, übersät mit Kiefernzapfen, dazu steil und mit vielen Spitzkehren versehen. Da war nochmals volle Konzentration gefordert. Das Wissen um ein Restaurant im Dorf am Ende der Abfahrt verlieh uns jedoch nochmals einen Powerschub.

Bis wir tatsächlich vor der Auberge standen.

Siesta. Merde.

Gnädigerweise öffnete uns dann ein Monsieur die Türe und erklärte uns, dass er gerade dabei sei, das Restaurant für immer zu schliessen. Zu essen habe er nichts mehr, wir müssten 10km talaufwärts fahren, wenn wir was zwischen die Zähne kriegen wollten.

Immerhin verkaufte er uns noch zwei Bier.

Glücklicherweise hatten wir am Morgen in weiser Voraussicht noch eine Baguette geholt, die wir nun vor dem Gemeindehaus verdrückten. Wir fanden auch die Telefonnummer eines Restaurants auf unserer weiteren Route und kontaktierten den Wirt.

Momoll, er habe schon geöffnet. Von 18 Uhr bis 21 Uhr, pas d‘soucis.

400 Höhenmeter und einige Liter Schweisstropfen später sassen wir vor dem geschlossenen Restaurant und warteten. Und warteten.

Die Zwei scheinen auch zu warten…

Und… warum nicht ins nächste Dorf? Da hat’s eine Snackbar, die laut Internet bis 18 Uhr geöffnet hat. Vorsichtshalber hatten wir da am Morgen noch angerufen. „Oui, nous sommes ouvert de neuf heure jusqu‘ a dix-sept heure trente.“

Knapp sieben Kilometer und 400 Höhenmeter in einer Stunde? Auf einem Trail, den wir nicht kennen? Geht doch. Wir wechselten in den Rennmodus. Puls hoch, Wortschatz gering, Adrenalin maximal.

Trotz beeinträchtigter Wahrnehmung glauben wir beide, dass es ein ziemlich schöner Trail gewesen sein muss. Stellenweise sogar sehr spektakulär in den Fels gehauen.

Wir fuhren ein Finale, als ginge es um den Etappensieg auf der Alpe d’Huez. Gelernt ist gelernt. Um zehn Sekunden vor fünf waren wir bei der Auberge.

Leider alleine. Auberge geschlossen! Merde 2.0!

Wir hatten noch je zwei Biberli und seit dem Frühstück nichts Richtiges gegessen. Wir fühlten uns an unsere „Tour de Faim“ vor drei Jahren zurück versetzt, als wir ebenfalls in Frankreich mal ziemlich ausgehungert auf Kaloriensuche mussten. Wir fragten ein paar Leute, welche auf dem Dorfplatz diskutierten. Die Antworten kannten wir bereits aus den Vortagen. „Non“, „désolé“, …

Wir fanden sogar das Haus der Wirtin. Tatsächlich öffnete ein junger Mann die Türe. Um uns ebenfalls mit „désolé“ abzuservieren.

Mit dem Mute der Verzweiflung fragten wir nochmals die Rentner auf dem Dorfplatz, ob wir ihnen nicht was zu essen abkaufen könnten.

Stille.

Prüfende Blicke.

Und dann: „Mais oui, je fais vous deux Sandwich, pas d‘ soucis!“

Wir trauten unseren Ohren nicht.

Und fünf Minuten später unseren Augen noch weniger.

Gleich zwei Frauen marschierten mit zwei Taschen voller Esswaren auf den Dorfplatz. „Bon appetit!“

So viel und so gut hatten wir noch nie gespiesen auf unserer MercanTour. Den Gesamtsieg der Tour de Faim 2022 ist uns nicht mehr zu nehmen.

Taxi gefällig?

Bis morn und Gruzz Mat und Dani

Ein Gedanke zu „Bikepacking Mercantour Tag 5: Tour de Faim 2.0“

  1. für mi aus bike banause isch öii tour wie nes spannend‘s buech. merci viu mau für öier brichte u föteli. häbets witerhin guet u häbit sorg.

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