Bikepacking Schweizer Uralpen: Tag 1 – Lenkerbeissen für Dieselmotoren

Eiskalt war’s beim Start auf dem Fimbersattel, hoch über Samnaun und direkt an der österreichischen Grenze auf über 2700müm. Kalt war auch der Empfang, den uns die Angestellten der Busbetriebe und Bergbahnen in Samnaun bereiteten. Doppelt so teuer, dafür halb so freundlich, die bewährte Schweizer Erfolgsformel im Tourismus-Gewerbe. Anyway, wir ließen uns die Zuversicht nicht nehmen und fanden schon bald schöne Trails.

Allerdings fanden wir auch Altschneefelder, jede Menge sogar. Vermutlich hatten die Ischgler beim unerwarteten Lockdown vergessen, ihre Schneekanonen abzustellen… jedenfalls konnten wir unsere geplante Route übers Zeblasjoch streichen. Falsches Sportgerät. Tourenskis wären angesagt gewesen.

So mussten wir halt den Umweg über die Heidelberger Hütte zum Fimberpass unter die Stollen nehmen. Kurz vor der Passhöhe passierten wir noch drei unfreundliche Biker schiebend mit teuren Carbonbikes. Aus welchem Land sie stammten, könnt ihr euch selbst ausdenken. Ob sie wohl ebenfalls im Tourismus-Gewerbe tätig sind? Wir wollen ja nicht dauernd stänkern, aber das fällt halt wirklich auf, verglichen mit unseren früheren Destinationen.

Der Ausblick vom Fimberpass entschädigte uns für die Strapazen in der dünnen Luft.

Der Trail bis zum Talboden hingegen war uns äußerst freundlich gesinnt. Er kostete bis auf einige Schweißtropfen nichts und unser Missmut war auch ganz schnell wieder verfolgen. Im umfunktionierten Corona-Kiosk auf der Alp Griosch gönnten wir uns ein kühles Möhl.

Ruckzuck waren wir in Scuol, wo wir nachmittags um vier unser Mittagessen genossen. Diesen Treibstoff sollten wir noch gut gebrauchen können, wollten wir doch noch über den Pass da Costainas bis ins Münstertal fahren. Das hatten wir beide deutlich weniger anstrengend in Erinnerung. Die Kommunikation begann sich langsam auf das Wesentliche zu beschränken, genau wie die Anzahl der Fotos.

In den Lenker beißen und reden ist schwierig. Auch für alte Hasen. Aber nach einem großen „Diesel“ (Bier mit Cola) in S-Charl schafften wir die gut 1300 Höhenmeter doch deutlich schneller als befürchtet und konnten den neuen, flüssigen Trail runter ins Münstertal in vollen Zügen genießen.

Da schlossen wir – wie konnte es anders sein – wieder Bekanntschaft mit unseren Freunden aus der Tourismus-Branche. Duschen vor dem Essen? Fehlanzeige. Fernseher oder Dusche im Zimmer? Wozu auch. Speisekarte? Seid froh, dürft ihr noch Spaghetti essen so spät am Abend. Um 20.30 Uhr. Und alles natürlich zum gewohnten Schweizer Spezialtarif. Was soll’s. Wir sind müde. Richtig müde. Und zufrieden. Unsere Dieselmotoren laufen noch, und in dieser einmaligen Landschaft zehn Stunden in den Lenker zu beißen, mögen wir.

Mal sehen, was morgen kommt. Eigentlich wollen wir hoch hinaus. Drückt uns die Daumen, dass wir diesmal das richtige Sportgerät dabei haben. Der erste entfernte Blick auf unser morgiges Tagesziel weckte leider bereits erste Zweifel…

3 Gedanken zu „Bikepacking Schweizer Uralpen: Tag 1 – Lenkerbeissen für Dieselmotoren“

  1. Auf allem Fotos scheint immer boch die Sonne! Habt ihr einen neuen Corona Filterkaffee auf dem Apfel Telefon?
    @ Dani Fimberpass ohne tanken in det Heidelberger Hütten?
    Happy Trails

    1. Mit der Bahn auf die Alp Trida, dann hoch zum Viderjoch. Von da alles auf dem Grat bis direkt unten ans Zeblasjoch. Dort rechts weg in Richtung Zollhütte. Dort die Fahrstrasse runter zum Bach und das Strässchen hoch zur Heidelberger Hütte
      Lg mat

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